Gesund in Hamm © PPantherMedia / Antonio Guillen Fernández Angst vor Krisen Wie wir Sorge und Stress in Stärke umwandeln Umgang mit Juckreiz Wie wir Kinder mit Neurodermitis unterstützen Mit GesundheitsSpiegel im Innenteil WESTFÄLISCHER ANZEIGER // Sonderveröffentlichung // Winter 2022 Das Magazin für den Gesundheitsstandort Hamm
Einfach. Überall. Informiert. Im Urlaub oder während des Wochenendes bei den Kindern über alles informiert bleiben. Laden Sie sich Ihre Ausgaben mit wenig Datenvolumen herunter und bleiben Sie überall schnell auf dem Laufenden.
PSYCHE Krisen- und Klimaangst: Wie wir in der Sorge Stärke finden ��������������������������Seite 4 Die Glückshormone tanzen lassen – geht das? ������Seite 6 Happy Food statt Burnout: Ernährung für die Psyche ��Seite 8 Auszeit: Wie Urlaub wirkt – und wir Erholung finden ���Seite 9 Unter Strom: Mit kleinen Kniffen gegen akuten Stress �������������� Seite 10 Sonnenbad in der Röhre: Hilft Solarium gegen Winterblues? ��������������� Seite 12 Kuscheln und Massieren: Warum Berührung gut tut �������������������������������� Seite 13 KINDER Neurodermitis bei Kindern: Gute Pflege und Verständnis �������������������������������� Seite 15 Kinder-Duschshampoos im Test ���������������������� Seite 17 Beikost nach Bedarf: Baby-led Weaning im Check �������������������������������� Seite 18 Kleine Rebellen: Wie meistern Eltern Trotzphasen? �������������������������������� Seite 20 FITNESS Sparen und fit werden: Tipps für Fahrrad-Pendler �������������������������������� Seite 22 Weniger Atemnot: Was Lungensport bewirken kann �������������������������������� Seite 24 Querfeldein: So läuft’s mit dem Trailrunning �������������������������������� Seite 26 Von wegen „Altes Eisen“: Sport im Alter �������������� Seite 28 SCHLAF Wach und guter Dinge: So gelingt der Start in den Tag �������������������������������� Seite 30 AUGEN Blutrotes Auge: Sind geplatzte Äderchen gefährlich? ����������������� Seite 32 Der Gesundheitsspiegel �������������������������������� Seite 34 GYNÄKOLOGIE Strikter Lebensstil: Wenn die Menstruation ausbleibt. �������������������������������� Seite 49 Gesunde Tipps ����������� Seite 51 Foto: PantherMedia/Sergey Borisov ● Sparen Sie den Kauf von Hörgerätebatterien ● Einfache Bedienung durch komfortables Aufladen - auch unterwegs ● Extra lange Betriebsdauer für mehr Unabhängigkeit im Alltag www.feldeisen-hoergeraete.de feldeisen Hörgeräte in Herringen Fritz-Husemann-Str. 18 · Telefon (02381) 5 41 12 29 feldeisen Hörgeräte in Hamm Marktplatz 12 · Telefon (02381) 9 56 16 47 WIEDER GUT HÖREN! So klein kann Großartiges sein. Testen Sie kostenlos und unverbindlich zum Beispiel das neue In-dem-Ohr-Hörgerät Insio AX mit Akku-Technologie von Signia. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Ihre Vorteile von Akku-Hörsystemen: Jetzt zum gratis Hörtest! Foto: © Sivantos Inhalt
Der Klimawandel betrifft uns alle. Auch Corona empfinden viele als Bedrohung, genauso wie die Kriege auf der Welt. Und doch gehen Menschen verschieden damit um. Während viele ihre Sorgen verdrängen und sich wenig eingeschränkt fühlen, sind andere verängstigt, wütend oder verzweifelt. Immer häufiger fällt der Begriff „Krisenangst“. Das klingt nach Krankheit – nach einer Störung, die es zu überwinden gilt. Wie die Scheu vor Spinnen oder die Angst davor, in einen Fahrstuhl zu steigen. Ist das so? Krisenangst ist keine Diagnose Nein, sagt Kathrin Macha, Psychologin an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. „Der Klimawandel ist beispielsweise eine reale Bedrohung. Die Angst davor ist begründet.“ Eine eigenständige Diagnose ist Krisenangst allerdings nicht. Kathrin Macha hält das zum jetzigen Zeitpunkt für richtig: „Attestieren wir jemandem eine individuelle Krisenangst, die wir mit einer Behandlung heilen können, besteht die Gefahr, die Bedeutung der Krisen zu verharmlosen.“ Macha engagiert sich bei den „Psychologists for Future“ – einem Zusammenschluss von Psychologen und Psychotherapeuten, die sich für einen gesunden und konstruktiven Umgang mit der Klimakrise einsetzen. Sie sagt: „Wir müssen darauf achten, Krisenängste nicht zum Problem des Einzelnen zu machen. Studien zeigen, dass sich rund 80 Prozent der Menschen um das Klima sorgen. Wir sind also viele.“ Wie aus Krisenängsten eine Störung werden kann Auch Psychiater Sandeep Rout sieht derzeit keine Notwendigkeit, Krisenängste pauschal zu pathologisieren, also als krankhaft zu bewerten. Er ist Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Vivantes Klinikums Neukölln in Berlin. Führt Krisenangst hingegen zu tiefer Verzweiflung, Arbeitsunfähigkeit oder Isolation, kann sich eine Angststörung entwickeln, erklärt er. Für eine solche Angststörung kann es viele Auslöser geben. Sucht sich die Angst tatsächlich den Klimawandel als Ventil, ist es häufig schwierig, von außen zu helfen, sagt Amelie Schomburg, Psychologin und Autorin des Buches „Klimaangst: Wenn die Klimakrise auf die Psyche schlägt“. „Viele legen die Last der Verantwortung dann vollkommen auf die eigenen Schultern und driften beispielsweise ab in einen ungesunden Aktionismus, der ihnen nicht gut tut und zum Burnout führen kann.“ Wenn Angehörige helfen wollen, aber nicht können Doch einen Leidensdruck spüren Betroffene nicht immer. „Vor allem Klimaangst hat eine Besonderheit: Sie ist gesellschaftlich akzeptiert und angesehen“, erklärt Psychiater Sandeep Rout. „Damit unterscheidet sie sich von vielen anderen Ängsten, die häufig schambehaftet sind und eher versteckt werden.“ Das Problem dabei: Wegen „der guten Sache“ sei es häufig schwer für Angehörige und Freunde, Sorgen zu äußern. „Menschen mit sehr starker Klimaangst können es anderen auch zum Vorwurf machen, sich selbst nicht genug zu engagieren“, sagt Amelie Schomburg. So könnten sich schnell zwei Fronten entwickeln, die schwer zueinanderfinden. Krisen- und Klimaangst: Wie wir in der Sorge Stärke finden Klimawandel, Krieg und Corona stellen die Psyche auf die Probe – viele Menschen schauen sorgenvoll in die Zukunft. Immer häufiger ist von Krisen- oder Klimaangst die Rede. Wie gehen wir damit um? Wer spürt, dass die eigenen Krisenängste überhandnehmen, sollte sich genügend Pausen zugestehen. Foto: Fabian Sommer/dpa Die Sorgen auf vielen Schultern verteilen und dann daraus Stärke ziehen – das sei der beste Weg, um mit Krisenängsten umzugehen, sagen Psychologen. Etwa indem man gemeinsam mit Tausenden Gleichgesinnten für mehr Klimaschutz auf die Straße geht. Foto: Christophe Gateau/dpa Psyche 4 Gesund in Hamm
Mit Verständnis und Wertschätzung Psychiater Sandeep Rout hat eine weitere Besonderheit der Klimaangst ausgemacht: Sie ist stark identitätsstiftend. „Die Identitätssuche ist ein wichtiger Teil in der Entwicklung zum Erwachsenen“, sagt er. „Stellen wir also aus Sorge gerade bei jungen Menschen diese Identität in irgendeiner Form in Frage, können sie sich in ihrer gesamten Persönlichkeit angegriffen fühlen.“ Um das zu verhindern, sei es für Außenstehende wichtig, Verständnis zu signalisieren und in Kontakt zu bleiben. Vorwürfe sind fehl am Platz. Und: Wichtig ist auch, das Engagement für „die gute Sache“ wertzuschätzen. Energie für Engagement ziehen Wer spürt, dass die eigenen Krisenängste überhandnehmen, sollte sich genügend Pausen zugestehen, empfiehlt Psychologin Kathrin Macha. Auch sollte Raum für andere Themen bleiben, genauso wie für Familie und Freundschaften. Sie rät auch, Entspannungsmethoden auszuprobieren. „Indemwir uns einen Ausgleich schaffen, können wir neue Energien für unser gesellschaftliches Engagement gewinnen. Das ist das beste Mittel gegen Krisenangst“, sagt Kathrin Macha. Wer sich dennoch überfordert fühlt mit seinen Sorgen und Ängsten, kann sich kostenlos von einem Expertenteam der „Psychologists for Future“ beraten lassen. Wird eine echte Angststörung diagnostiziert, ist beispielsweise eine Psychotherapie eine Behandlungsmöglichkeit, sagt Psychiater Sandeep Rout. Sie kann aus den dunklen Gedanken heraushelfen. Nicht jeder sorgt sich Was aber, wenn die Krisenangst fehlt? Viele Menschen empfinden das Klima, Corona oder Kriege nicht als persönliche Bedrohung. Was hat das zu bedeuten? „Manche Menschen verfügen über starke Abwehrmechanismen, die dafür sorgen, Ängste zu verdrängen oder nicht wahrzunehmen“, erklärt Psychiater Sandeep Rout. Das sei zwar in gewisser Weise gesund und schütze die Psyche. Im Hinblick auf die Klimakatastrophe sind zu starke Abwehrmechanismen jedoch kontraproduktiv, sagt Psychologin Kathrin Macha. „Gerade bei der Klimaangst ist es so, dass uns diese Angst auch etwas mitteilen will. Sie soll uns ins Handeln bringen, hier ist Verdrängung fehl am Platz.“ Wichtig sei aber, beim Erspüren der eigenen Ängste die gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu sehen, um nicht unter der Last der eigenen Verpflichtungen zusammenzubrechen. Angst in Stärke verwandeln Die Sorgen auf vielen Schultern verteilen und dann daraus Stärke ziehen – das ist laut Amelie Schomburg der beste Weg, um mit Krisenängsten umzugehen. Psychologin Kathrin Macha: Wer seine Ängste ernstnehmen und ihnen nicht unterlegen sein möchte, kann sich engagieren, Aktivistengruppen unterstützen oder sich mit Gleichgesinnten austauschen: „So erlangen wir die Kontrolle über unsere Gefühle zurück, die Ohnmacht schwindet und wir tun dabei auch noch etwas Gutes.“ | Sandra Arens, dpa Geht es euch auch so? Wer eine Krisenangst empfindet sollte auch die gesamtgesellschaftliche Verantwortung sehen, um nicht unter der Last der eigenen Verpflichtungen zusammenzubrechen. Foto: PantherMedia/AndrewLozovyi Buchtipp Amelie Schomburg/ Friederike Schomburg Klimaangst: Wenn die Klimakrise auf die Psyche schlägt Komplett Media 200 Seiten ISBN: 978-3-831205912 20 Euro Psyche 5 Gesund in Hamm
Die Glückshormone tanzen lassen – geht das? Hormone und Botenstoffe sind für vieles in unserem Körper verantwortlich – auch für unser Glücksempfinden. Können wir Serotonin und andere Glückshormone boostern, um miese Stimmung zu vertreiben? Morgens schon mit dem falschen Bein aufgestanden, über die Verspätung der U-Bahn geärgert, keine Lust auf die Kollegen. Was wie ein rundum schlechter Tag klingt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit einfach nur ein Chemie-Cocktail in unserem Körper. Denn: Die Neurotransmitter, also Botenstoffe im Gehirn, bestimmen, wie wir uns fühlen. Es gibt einige von ihnen, die täglich unseren Körper fluten und im Zusammenspiel unsere Laune beeinflussen. Von Motivations- und Kuschelhormonen „Das Motivationshormon Dopamin wird beispielsweise ausgeschüttet, wenn wir neue Aufgaben angehen, überrascht werden oder uns auf etwas Positives freuen“, sagt Friederike Fabritius, Neurowissenschaftlerin und Autorin. „Serotonin dagegen ist ein Botenstoff, der ausgeglichen und zufrieden macht. Wir produzieren ihn, wenn wir sozial interagieren – oder uns als Gewinner fühlen.“ Das Kuschelhormon Oxytocin wiederum entsteht bei angenehmer körperlicher Berührung, während Endorphine quasi vom Körper selbst produzierte Opioide sind. Damit wir uns gut fühlen, muss der individuelle Cocktail stimmen. Allerdings sind viele dieser Vorgänge hochkomplex und noch nicht bis ins Detail erforscht. Dennoch stellt sich die Frage: Können wir auf unsere Glückshormone Einfluss nehmen? Warum Sport so guttut Die erfreuliche Antwort lautet: Ja, das geht. Wer nun auf ein Wundermittel hofft, wird allerdings enttäuscht. Auch wenn es um Glückshormone geht, begegnet man altbekannten Methoden, um die man in Gesundheitsfragen eigentlich nie herumkommt: Bewegung und Sport zum Beispiel. „Wenn wir den Körper an seine Grenzen bringen, dann setzt er Endorphine frei“, erklärt Prof. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin. „Das kennen wir vom Runner’s High beim Joggen oder vom Fasten, wenn am zweiten oder dritten Tag das Hochgefühl einsetzt.“ Auch der Dopaminspiegel werde durch Sport erhöht, sagt Fabritius, „bedauerlicherweise allerdings nicht, wenn man ihn mit großem Widerwillen macht“. Wer sich bei Wind und Wetter vor die Tür quält, sollte also von seinem Tun überzeugt sein. Schöne Pläne kurbeln die Dopamin-Produktion an Doch es gibt noch andere Methoden, sich einen Dopamin-Kick zu verpassen: sich Ziele setzen, egal ob privat oder beruflich, und darauf hinarbeiten. Oder: schöne Unternehmungen planen. „Dopamin wird in Erwartung von Positivem ausgeschüttet“ sagt Friederike Fabritius, „also schon vorher, wenn man eine Handlung plant“. Allerdings müssen die Ziele auch realistisch sein. „Perfekt Französisch sprechen können“ ist als Vorhaben wohl eine Nummer zu groß. Besser: „20 neue Vokabeln lernen“. Ein ebenfalls wichtiger Faktor ist ausreichend guter Schlaf. Wer chronisch unter Schlafmangel leidet, hat es laut Fabritius schwer, Glückshormone zu produzieren. Was Haferflocken und Mozzarella mit Glück zu tun haben (Un-)Glücklicher dank Ernährung? Auch das ist möglich. „Von einigen Nahrungsmitteln wissen wir, dass sie dem Menschen nicht guttun und die Laune dämpfen“, sagt Andreas Michalsen. Dazu zählen laut dem Mediziner stark verarbeitete Lebensmittel mit gesättigten Fettsäuren oder Zucker. Fast Food ist also auch Die Joggingrunde kann die Glückshormone ordentlich in Wallung bringen. Allerdings nur, wenn man auch ein bisschen Lust auf Sport hat. Foto: Christin Klose/dpa Psyche 6 Gesund in Hamm
schlecht für die Stimmung. Man kann sich aber auch einen gegenteiligen Effekt zunutze machen. „Lebensmittel wie Soja, Cashewnüsse, Bananen, Datteln, Avocados, Hülsenfrüchte, Haferflocken und Mozzarella enthalten L-Tryptophan“, sagt Michalsen. Diese essenzielle Aminosäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann, hilft dabei, den Serotonin-Spiegel zu normalisieren. Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt, Kimchi oder Kombucha gehören ebenfalls auf den Tisch. Grund: Im Darm werden viele Botenstoffe hergestellt und die Ernährung wirkt sich auf diese Vorgänge aus. „Mittlerweile gibt es sogar den medizinischen Fachbereich der „Nutritional Psychiatry“, also Ernährungpsychatrie“, sagt Michalsen. „Sie erforscht die Zusammenhänge zwischen Ernährung, dem Mikrobiom im Darm und der Stimmung.“ Eines ist bei Tisch aber wichtig: dem Gefühl für das eigene Wohlbefinden zu vertrauen. Denn es ist nicht nur die Frage, was auf dem Teller landet, sondern auch, ob man im Kreise seiner Liebsten isst, dabei lacht und sich wohlfühlt. Auch das schüttet Gute-Laune-Botenstoffe aus. Das Notfall-Programm für die Laune Happy durch Hormone funktioniert also letztlich vor allem über langfristige Änderungen in der Lebensführung. Ein paar kleine Soforthilfsmaßnahmen gibt es aber dennoch. Als schneller Booster für die Stimmung, da sind sich Fabritius und Michalsen einig, eigenen sich kalte Bäder oder Kneipp-Güsse. „Durch eine eiskalte Dusche wird der Dopamin-Level um zirka 250 Prozent erhöht“, sagt Fabritius. Aber auch Warmduscher müssen nicht verzagen, „denn auch ein heißes Bad oder ein Saunagang bringen den Körper an seine Grenzen und lassen uns die richtigen Botenstoffe ausschütten“, sagt Michalsen. Was oft ebenso schnell gemacht ist: „Einfach mal was Nettes für jemanden anderes machen“, rät Fabritius. Das erhöht den Serotoninspiegel und macht ein Stück glücklicher. „Oder man umarmt einfach mal die Partnerin oder den Partner und holt sich einen Schub des Kuschelhormons Oxytocin“, so der Tipp von Michalsen. „Dazu gibt es einen pflanzlichen „Super-Smoothie“ mit viel scharfer Chili.“ Ein Prost auf die Glückshormone in unserem Körper! | Francoise Hauser, dpa Mmmmh, so eine Umarmung fühlt sich einfach gut an – auch weil so das Kuschelhormon Oxytocin im Körper stärker ausgeschüttet wird. Foto: Christin Klose/dpa Andreas Michalsen Mit Ernährung heilen – besser essen – einfach fasten – länger leben Insel Verlag 368 Seiten ISBN: 978-3458177906 24,95 Euro Friederike Fabritius und Werner Hagemann Neurohacks. Gehirngerecht und glücklicher arbeiten Campus Verlag 296 Seiten ISBN: 978-3593514864 19,95 Euro Buchtipps Foto: PantherMedia/happy_lark Psyche 7 Gesund in Hamm
Happy Food statt Burnout Bestseller-Autor Andreas Jopp widmet sich diesmal der Ernährung für die Psyche Stress, Schlaflosigkeit, Stimmungstief, Depression. Immer häufiger geraten Menschen in eine psychische Abwärtsspirale. Arbeitsbelastung und Druck sind – oft schon bei jungen Menschen und Kindern – hoch. Menschen, die unter Druck und Dauerstress stehen, finden für Mahlzeiten oder sogar fürs Kochen meist erst recht keine Zeit. Da halten dann der Kaffee und das Brötchen vom Bäcker her, Kantinen- oder Imbissessen und am besten abends noch ein Feierabendbier oder den Rotwein zum Einschlafen. Dass gesundes Essen und ein ausgeglichener Lebensstil die Basis für einen gesunden Körper herstellen, ist vielen bekannt. Doch auch Psyche und Gehirn funktionieren nicht losgelöst von dem, was wir essen, stellt der Medizinjournalist und Bestseller-Autor Andreas Jopp fest: „Parallel zur schlechten Ernährung explodierten in den vergangenen 30 Jahren stressbedingte Erkrankungen, von Burnout bis hin zu Depressionen, in noch vor wenigen Jahren ungeahntem Ausmaß.“ Sein neuestes Buch widmet er den Auswirkungen der Ernährung auf die Psyche. Er hat die neuesten Forschungsergebnisse zum Thema Psyche und Ernährung zusammengetragen, die beweisen, wie dramatisch schlechte Ernährung Gehirn und die Psyche verändert. Tatsächlich werden Stimmung, Stressverhalten, geistige Leistungsfähigkeit und das Altern des Gehirns durch die Ernährung bestimmt. Biostoffe sanieren seit Millionen Jahren das Gehirn und halten so die Psyche stabil. Gute Ernährung zahlt sich also für jeden aus. Andreas Jopp geht an die bisher vernachlässigten biologischen Ursachen von Stress und Depressionen heran. Er zeigt verständlich, welche Biostoffe das Gehirn sanieren. Welche Folgen ultraverarbeitete Lebensmittel auf Stressanfälligkeit und Gehirnabbau haben. Wie antientzündliche Ernährung die Gemütslage verbessert und das Gehirn jung hält. Der Autor erläutert außerdem, welche Fette die Gehirnleistung und Psyche instabil machen oder verbessern. Wie Darmbakterien unsere Psyche lenken und sich das Mikrobiom fit machen lässt. Wer also das Gefühl hat, ständig so viel um die Ohren zu haben, dass der Kopf raucht, wer selbst in der Freizeit durchgetaktet ist und außerdem ständig von Instagram & Co. beschlagnahmt wird, der stellt vielleicht auch fest, dass dadurch die Zufriedenheit sinkt. Ein Warnsignal, denn Burnout passiert nicht von heute auf morgen, er schleicht sich langsam ein, wie Andreas Jopp erklärt. Zeit also, aus der Spirale auszubrechen – und sich mit den Tipps des Autors ein Stück Lebensqualität zurückzuholen. Hilfreich sind dazu auch die vielen leckeren Rezeptideen für Happy Food. | (mar) Andreas Jopp Happy Food statt Burnout Consult Media Verlag, 208 Seiten, ISBN 978-3-948319-20-5, 20 Euro Foto: PantherMedia/spilman Psyche 8 Gesund in Hamm
Sommerzeit heißt, die Seele in die Hängematte zu schicken. Urlaub tut gut – und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Was es braucht, damit wir auf Reisen und zu Hause gute Erholung finden. Laptop zu, Koffer auf, Badesachen rein und dann ab in den Urlaub! Doch selbst wenn der Schreibtisch gegen den Strand eingetauscht ist, ist die Erholung nicht garantiert: Die Gedanken kreisen weiterhin um Probleme, die Chefin ruft an und der Partner hat ganz andere Vorstellungen von Urlaub als man selbst. Wie also gelingt es, die Reise möglichst erholsam zu gestalten? Und wie wirkt sich so ein Urlaub auf die Gesundheit aus? Warum Urlaub gesund ist Um erholt aus dem Urlaub zurückzukommen, ist mehr nötig als bloß Entspannung, sagt die Psychologin Barbara Horvatits-Ebner. Während Entspannung zunächst einmal nur reduzierte Aktivität beschreibt, hat Erholung starke positive Effekte auf Körper und Psyche. „Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol gehen zurück, der Blutdruck reduziert sich, die Muskelanspannung wird weniger und der Schlaf oft besser“, sagt die Psychologin, die auf ihrem Blog „reisepsycho.com“ ihre Leidenschaft fürs Reisen mit ihrem Fachwissen vereint. Damit dieser Effekt eintreten kann, ist eines wichtig: abschalten zu können. Das sagt Prof. Gerhard Blasche, der an der Medizinischen Universität Wien forscht – und zwar zur Frage, wie Freizeit, Urlaub und Kuraufenthalte die Gesundheit fördern können. Ohne Sorgen im Gepäck Gerade wenn die Gedanken immer wieder um dasselbe Problem kreisen, hilft Ablenkung, um sie ausblenden zu können. Der erste Schritt dahin ist oft schon der Ortswechsel, sagt Prof. Blasche. Auch der zeitliche Abstand kann helfen: Je länger etwas zurückliegt, desto weniger akut beschäftigt es uns. Ein großer Vorteil von Urlaub: Man konzentriert sich mehr auf den Augenblick, ist positiver gestimmt. Das erleichtert dem Psychologen zufolge ebenfalls das Abschalten. Mindestens genauso wichtig ist es, nicht ständig an Arbeit und Alltag erinnert zu werden. „Nicht erreichbar zu sein, kann sehr erholsam sein“, sagt Psychologin Horvatits-Ebner. Vor dem Urlaub sollte man daher klar kommunizieren, dass man für diesen Zeitraum nicht zur Verfügung steht. Mit Plan gelingt die Erholung besser Auch bei der Urlaubsgestaltung lassen sich Stressfaktoren vermeiden, sagt sie. Das betrifft sowohl die An- und Abreise als auch Aktivitäten vor Ort. Wenn beispielsweise Paare mit unterschiedlichen Vorstellungen in den Urlaub fahren, können schnell Streitereien oder Unzufriedenheit entstehen, beobachtet die Psychologin. Ihr Rat: sich als Paar erlauben, auch getrennt etwas zu erleben. „Wenn jeder mal einen Tag frei gestalten kann, ist man abends ausgeglichener und hat sich mehr zu erzählen.“ Je nach Vorlieben dürfe ein Urlaub aber ruhig mal eine Herausforderung beinhalten, sagt Psychologe Blasche. Wer in seiner Freizeit gerne wandert, wagt sich vielleicht an eine anspruchsvolle Bergtour heran. „Aktivitäten, die uns bestätigen und uns ein Kompetenzgefühl vermitteln, erfüllen uns mit Stolz und Zufriedenheit“, sagt der Wiener Professor. Erholung finden – aber zu Hause Doch: Nicht bei allen ist es drin, ans Meer oder in die Berge zu verreisen, etwa weil Zeit oder Geld fehlen. Die Psychologen sind sich jedoch einig: Man kann auch zu Hause Erholung finden. „Es braucht allerdings viel Selbstdisziplin“, sagt Horvatits-Ebner. Denn häufig lasse man sich doch dazu verleiten, Arbeiten zu erledigen. Man sollte daher den Alltag bewusst anders gestalten und sich etwa Tagesausflüge vornehmen, rät Gerhard Blasche. Gelingt es einem, in den freien Tagen abzuschalten, lautet die gute Nachricht: Erholung kann bereits am ersten Tag einsetzen, wie Blasche bestätigt. Am stärksten ist der Effekt in den ersten sieben bis zehn Tagen. Erinnerungen, die guttun Die schlechte Nachricht ist dagegen, dass sich diese Erholung nicht lange speichern lässt. Spätestens drei Wochen nach dem Urlaub ist man laut dem Gesundheitspsychologen meist wieder auf dem gleichen Stresslevel wie zuvor. Trotzdem hat regelmäßiger Urlaub auch langfristige Folgen: In puncto Wohlbefinden schafft man sich Erinnerungen, die auch Jahre später noch angenehme Gefühle hervorrufen können. Zusätzlich kann eine Reise als Inspiration dienen, sich Urlaubsfeeling in den Alltag zu holen. Denn auch ohne Meerblick lassen sich Sonnenuntergänge und Restaurantbesuche genießen. | Vera Kraft, dpa Auszeit: Wie Urlaub wirkt – und wie wir Erholung finden Foto: Christin Klose/dpa Psyche 9 Gesund in Hamm
Konflikte, hohe Arbeitslast, Zeitdruck: Manchmal prasselt imAlltag viel auf uns ein und das Stresslevel schnellt hoch. Schon kleine Strategien können dann helfen. Man muss sie aber üben. Na, gestresst? Wer imAlltag diese Frage regelmäßig mit Ja beantwortet, lebt ungesund. Denn Stress nagt auf Dauer nicht nur an unserer psychischen Verfassung, sondern schadet auch dem Körper. Die meisten wissen zwar, dass Stress alles andere als gut ist. Nur: Wie bringt man sich in Momenten der inneren Anspannung am besten wieder runter? „Ein guter Anfang ist schon allein das Wahrnehmen, dass man unter Strom steht“, sagt Christiane Wettig, Entspannungspädagogin aus Echzell (Hessen). Im nächsten Schritt hält man inne, horcht achtsam in sich hinein und fragt sich: Was würde mir nun guttun? Dabei stellt man oft fest, dass sich im Körper unter akutem Stress viel negative Energie anstaut. „Die Antwort lautet dann: Energie abbauen“, erklärt Holger Kracke, Vorsitzender des Bundesverbands für Burnout-Prophylaxe und Prävention in München. Wie das am besten gelingt, ist von Person zu Person unterschiedlich. „Die einen schreien laut, andere gehen eine Runde laufen oder steigen Treppen“, sagt Kracke, der auch Trainer und Vortragsredner ist. Daneben gibt es noch einiges mehr, was man tun kann. Tipp 1: Etwas Aufmerksamkeit für Nacken und Schultern „Schon allein mit Dehnen und Strecken lässt sich viel erreichen“, sagt Wettig. Das ist oft auch gut amArbeitsplatz möglich. Zum Beispiel: aufstehen, die Arme nach oben strecken und sie dann locker ausbaumeln lassen, während man ein paar Schritte geht. Eine andere Dehnübung: Den Kopf nach vorne beugen, dabei das Kinn in Richtung Brust senken. Jetzt kommen beide Hände auf den Hinterkopf. Sie drücken den Kopf sanft nach unten, bis eine leichte Dehnung zu spüren ist. Diese Dehnung wird etwa 30 Sekunden gehalten, ehe sie losgelassen wird. Jetzt nochmals 20 Sekunden der Entspannung nachspüren. Die Übung wiederholt man so oft, wie es einem guttut. Der Vorteil solcher Übungen: Man findet in den eigenen Körper und in den Moment zurück. Und Nacken und Schultern freuen sich über etwas Aufmerksamkeit – schließlich macht sich Stress auch oft in Form von Verspannungen bemerkbar. Tipp 2: Tief atmen – und ab ins Kopfkino „Auch eine Atemübung ist eine Form von Energieabbau“, sagt Holger Kracke. Eine mögliche Variante: sich aufs Herz konzentrieren, etwa fünf Sekunden lang einatmen und sich dabei vorstellen, wie der Sauerstoff in das Herz hineinfließt. Danach etwa fünf Sekunden lang ausatmen und der Idee folgen, dass der Sauerstoff durch das Herz wieder herausfließt. In diesem Rhythmus atmet man nun weiter, während man sich etwas ins Gedächtnis ruft, was einem ein gutes Gefühl gibt. Zum Beispiel Dankbarkeit für eine bestimmte Person. Oder auch einen Duft, den man gern schnuppert – etwa Zimt oder Rosen. Tipp 3: Sinne aktivieren Einfach mal aus dem Fenster schauen und gucken, was draußen los ist. „Das klingt banal, kann aber beimAbbau von Stress unglaublich viel bringen“, erklärt Christiane Wettig, die auch Vorstandsmitglied im Berufsverband für Entspannungspädagogen (BVEP) ist. Ebenfalls entspannend: Die Hände wärmen, indem man sie aneinander reibt, und sie dann auf die Augen legen. Oder sich selbst etwa den verspannten Nacken massieren und dabei wahrnehmen, wie sich das Gewebe lockert. Unter Strom: Mit kleinen Kniffen gegen akuten Stress Dehnen sorgt oft für ein besseres Körpergefühl. Denn Stress setzt sich oft in Form von Verspannungen in Schultern und Nacken fest. Foto: Catherine Waibel/dpa Foto: PantherMedia/AntonioGuillemF Psyche 10 Gesund in Hamm
Wer in der Nähe eines Flusses lebt, kann sich für einige Zeit ans Ufer begeben und sich dabei auf die Bewegung des Wassers konzentrieren. Und sich dabei vorstellen: „Das Wasser fließt ebenso davon wie mein Stress“, sagt Entspannungspädagogin Wettig. Alternativ darf der Stress auch mit den Wolken am Himmel davonziehen. „Hilfreich kann auch ein Stressball sein“, erklärt Kracke. Das Knautschen und Formen des kleinen Balls kann dazu beitragen, dass man sich entspannt. Das Gute: Er kann überallhin mitgenommen werden. Sogar bei Terminen lässt er sich unter dem Tisch kneten – unsichtbar für andere. Tipp 4: Musik aufdrehen, Welt runterdrehen „Das kann dazu beitragen, dass der Stresslevel schnell nach unten geht“, sagt Christiane Wettig. Natürlich sollte es Musik sein, die man als angenehm empfindet. Wer eine Playlist mit seinen liebsten Songs parat hat, ist also im Vorteil. Im Fall der Fälle lässt sich diese Maßnahme auch im Großraumbüro umsetzen – sofern man einen Kopfhörer parat hat und sich kurz ausklinken kann. Tipp 5: Stille finden – draußen oder drinnen Eine weitere Möglichkeit zum Stressabbau ist, einen Ort der Stille aufzusuchen. „Zum Beispiel einen Kirchenraum“, erklärt Wettig. Auch in der Natur findet man Stille, um sich zu sortieren. Wer sich auf die einlässt, kommt zur Ruhe und der lastende Druck lässt mit der Zeit nach. Übrigens: Strategien gegen akuten Stress wirken am besten, wenn man bereits mit ihnen vertraut ist. Die beste Strategie bringt nichts, wenn man sie in Stressmomenten nicht auf dem Schirm hat. „Insofern kommt es darauf an, mehr vorbeugend zu tun“, sagt Kracke. Also für sich herausfinden, auf welchen Wegen man Entspannung findet und diese regelmäßig imAlltag einzubauen. Dann meldet sich das tückische „SOS Stress!“-Gefühl auch seltener. | Sabine Meuter, dpa Herausfinden, was genau einem in Stressmomenten gut tut – das kann einem keine Smartwatch abnehmen. Foto: Franziska Gabbert/dpa Kopfhörer auf, Musik laut: Die Playlist mit den liebsten Songs kann zu besserer Stimmung verhelfen. Foto: Christin Klose/dpa Psyche 11 Gesund in Hamm
Sonnenbad in der Röhre: Hilft Solarium gegen Winterblues? In Solarien holen sich viele Menschen in den Wintermonaten ihre „Dosis“ Sonne ab, trotz damit verbundener Gesundheitsrisiken. Oft versprechen sie sich davon mehr als nur etwas mehr Bräune. Viele glauben, dass ein Solariumbesuch gegen winterliche Trübsal hilft. Die Sache hat aber einen Haken. „Was im Winter auf das Gemüt schlägt, ist nicht die fehlende UV-Strahlung, sondern die fehlende Belichtung“, sagt der Bremer Dermatologe Uwe Schwichtenberg. Licht wird über die lichtempfindlichen Zellen in der Netzhaut des Auges aufgenommen und wirkt auf diesem Weg auf das Hormonsystem und das Wohlbefinden ein. Weil das künstliche Sonnenbad mit Schutzbrille auf der Nase stattfindet, kann dieser Effekt nicht zum Zuge kommen. Eine Tageslichtlampe oder eine Mittagsrunde an der frischen Luft wären hier also die besseren Optionen. Erhöhtes Risiko für Hautkrebs Unstrittig sind die gesundheitlichen Risiken von Solarien. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat auch künstliche UV-Strahlung mittlerweile als eindeutig krebserregend eingestuft. Und der Spruch „Einmal ist keinmal“ gilt mit Blick aufs Solarium nicht: „Jedes Quant UV-Strahlung kommt aufs Konto und erhöht das statistische Risiko für Hautkrebs“, sagt Schwichtenberg, der Vorstandsmitglied im Bundesverband Deutscher Dermatologen (BVDD) ist. Es bleibe eine individuelle Abwägung, welchen gesundheitlichen Preis man für sein Aussehen zahlen wolle. „Risikofreiheit gibt es nicht“, so Schwichtenberg. „Schon dass Solarienbesuche für Minderjährige verboten sind, zeigt, in was für einem Feld man sich bewegt.“ Wer es nutzt, sollte zumindest darauf achten, dass der Betreiber des Solariums grundlegende Maßnahmen des Gesundheitsschutzes einhält. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stellt online eine Checkliste bereit, mit deren Hilfe sich das überprüfen lässt. Erkundigt sich das Personal zum Beispiel nicht nach Medikamenteneinnahme oder Hautkrebserkrankungen in der Familie, sollte das ein Warnzeichen sein. Wichtig ist außerdem, vorab einen Dosierungsplan erstellen zu lassen, der zum Hauttyp passt. Von Selbstbedienungsstudios ohne Personal rät das BfS ab. Übrigens: Pro Jahr sollten es generell höchstens 50 Sonnenbäder sein – unter freiem Himmel und auf der Sonnenbank zusammengezählt. | Ricarda Dieckmann, dpa Nicht harmloser als die echte Sonne: Auch die künstliche Strahlung auf der Sonnenbank ist mit Vorsicht zu genießen. Foto: sabine hürdler/stock.adobe.com Internet • Bundesamt für Strahlenschutz: Solarien-Check: http://dpaq.de/2Ut52 • Infos über Friedrich Wolff und das Sonnenbank-Patent: http://dpaq.de/wJRhs • Deutsche Krebshilfe zur Schädlichkeit von Solariumsbesuchen: http://dpaq.de/M6Hv7 Psyche 12 Gesund in Hamm
Kuscheln und Massieren: Warum Berührungen uns (meist) guttun Corona hat es gezeigt: Ohne Körperkontakt fehlt uns was. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wir brauchen körperliche Nähe, um gesund und glücklich zu sein. Experten erklären, warum das so ist. Man tut es, wenn man jemanden lange nicht gesehen hat. Wenn man jemanden trösten möchte. Oder wenn man am Krankenbett einfach nur zeigen will, dass man da ist. Ganz gleich, ob es eine herzliche Umarmung, ein Streicheln über den Arm oder das Halten einer Hand ist: Eine Berührung sagt mehr als tausend Worte. Vom ersten bis zum letzten Moment des Lebens. Schon Kindern im Mutterleib gibt es die Natur mit auf den Weg: „Etwas, das meinen Körper berührt, zugleich warm und weich ist, ist gut für meinen Körper“, weiß Professor Martin Grunwald. Der Autor („Homo Hapticus“) und Psychologe ist Gründer des Haptik-Labors an der Medizinischen Fakultät der Uni Leipzig und erforscht seit Jahren, warumwir ohne Tastsinn nicht leben können. Die Wurzel liegt in der Evolutionsbiologie: Wachstums- und Reifeprozesse sind laut Grunwald quasi direkt an den Berührungskontakt gebunden. Die Natur sichert damit, dass Menschen als „nesthockende Säugetiere“ nur gedeihen können, wenn sie in einer sozialen Gemeinschaft leben. Mit entsprechenden Konsequenzen. „Wir benötigen diese Berührungsreize ein Leben lang, in der frühesten Kindheit ist es richtig existenziell“, sagt der Experte. Er ist überzeugt: „Ganz gleichgültig, ob nun Säugling oder Erwachsener: Das Fehlen menschlicher Nähe hinterlässt tiefe seelische Furchen, die im Säuglingsalter sogar zum Tod führen können.“ Wohlfühlbotschaften über die Haut Über keinen anderen Sinneskanal können Menschen untereinander so schnell und unmissverständlich positive emotionale Botschaften vermitteln. Das Spektrum reicht von Zuneigung, Verzeihen und Freude bis zu Anerkennung, Lob und Wertschätzung. Schon kleinste Verformungen und minimale Wärmeveränderungen der Haut haben Auswirkungen auf unser Gehirn. „Nicht nur minutenlange Massagen ändern die neurobiologische Aktivität“, sagt Grunwald. Selbst kleine Berührungsreize, die nur wenige Sekunden andauern, haben nachweislich einen Einfluss auf unsere psychischen Prozesse. Denn dass es mir guttut, wenn mich jemand in den Arm nimmt oder mit mir kuschelt – und umgekehrt – ist nicht nur ein Gefühl, sondern tatsächlich messbar. Wie etwa Oxytocin in Blut und Speichel. Das sogenannte „Bindungshormon“ sorgt dafür, dass in der Nebennierenrinde weniger vom Stresshormon Cortisol ausgeschüttet wird. Der Herzschlag wird langsamer, der Blutdruck sinkt, die Muskulatur entspannt sich. Kurzum, man fühlt sich wohl. Umarmen ohne Zwang „Es geht jedoch nicht nur um rein psychologische Effekte“, sagt der Biopsychologe Prof. Sebastian Ocklenburg, der sich auf die Erforschung von Umarmungen spezialisiert hat. Studien hätten gezeigt, dass solche Berührungen auch positive Effekte auf die Gesundheit hätten. „Menschen, die sich häufiger umarmen, haben auch ein geringeres Risiko, an Erkältungen zu erkranken.“ Denn das Immunsystem sei stark von Stressfaktoren beeinflusst. >>> Laut Studien haben Menschen, die häufiger umarmen, ein geringeres Risiko, an Erkältungen zu erkranken. Foto: Christin Klose/dpa Schon den Kleinsten im Bauch tun Berührungen gut. Foto: Christin Klose/dpa Psyche 13 Gesund in Hamm
Ganz gleich, ob es eine Umarmung, ein Streicheln über den Arm oder das Halten einer Hand ist: Eine Berührung tut oft gut. Foto: Christin Klose/dpa Gleichwohl wird nicht jede Berührung automatisch als etwas Positives empfunden. Von Menschen, die unter einem Trauma leiden, schon gar nicht. Ocklenburg hat sogar eine gewisse „Umarmungsmüdigkeit“ festgestellt: Von einem Menschen, für den man keine große Sympathie empfindet, ist einem diese Geste dann eher unangenehm. Gleiches gelte, wenn man etwa den neuen Freund einer Bekannten, den man kaum kenne, „aus einem sozialen Zwang heraus“ umarme. „Es kommt eben immer darauf an“, so der Dozent von der Medical School Hamburg. Zu sagen, alle müssten sich mehr umarmen, sei ihm zu undifferenziert. „Man muss schon gucken, dass es die richtigen Menschen sind.“ Wenn jedoch das Bedürfnis nach Umarmungen nicht erfüllt werde, sei das Einsamkeitsempfinden höher und die Lebenszufriedenheit geringer. Länger ist besser Umarmungen haben übrigens nicht die Menschen erfunden. Bei sozial lebenden Primaten gab es sie schon lange vor der menschlichen Existenz. „Bei Affen, die in den Bäumen hängen, gibt es sogar eine spezielle Form von Gesichtsumarmungen“, so Ocklenburg. Für Primaten sei der Körperkontakt eine wichtige Form, um ihr soziales Zusammengehörigkeitsgefühl auszudrücken – und damit auch den Sozialverband zu stärken und die Futterversorgung zu sichern. Natürlich dient der Körperkontakt – wie etwa bei Pinguinen – auch dazu, sich gegenseitig zu wärmen. Wie viel Berührung aber braucht ein Mensch, um sich auch innerlich gewärmt zu fühlen? Das hängt sehr von der eigenen Persönlichkeit ab, ob man intro- oder extrovertiert ist, und vom individuellen Bedürfnis. Und auch von der Beziehung. „Je näher wir einem Menschen sind, umso stärker ist die biologische Reaktion auf die Berührungsreize“, sagt Martin Grunwald. Umarmungsforscher Sebastian Ocklenburg berichtet, dass etwas längere Umarmungen zu mehr Ausschüttung von Bindungshormonen führten. Wobei eine „durchschnittliche Umarmung“ nur drei Sekunden dauere. „Zehn Sekunden sind schon lang!“ Grunwald empfiehlt Paaren, „damit ihre Beziehung möglichst lange hält“, fünf Umarmungen am Tag. Auch Tiere oder Therapeuten tun gut Wer allein lebt oder keine engen Freunde oder Angehörigen hat, kann sogenannte Kuschelpartys (nicht zu verwechseln mit Sexpartys) oder Kuscheltherapeuten aufsuchen. „Der Masseur muss vielleicht ein bisschen länger arbeiten, bevor dieselben Mechanismen einsetzen“, sagt Grunwald. Entspannung stelle sich trotzdem ein. „Es ist diese uralte und eindrucksvolle Biochemie, die durch Berührung ausgelöst wird.“ Übrigens: Weiche Kuscheldecken oder Plüschtiere können diesen Effekt nicht hervorrufen. „Es muss schon etwas Lebendiges sein, damit man sich selbst lebendig fühlt und es substanziell hilft“, sagt der Haptik-Experte. Auch das Streicheln eines Haustieres funktioniere. „Dort laufen dieselben biochemischen Mechanismen ab“, so Grunwald. Und es gibt noch einen weiteren Vorteil gegenüber einer Kuscheldecke: „Wenn Sie Ihren Hund streicheln, haben gleich zwei Lebewesen etwas davon.“ | Katja Sponholz, dpa Buchtipp Martin Grunwald Homo Hapticus. Warum wir ohne Tastsinn nicht leben können Droemer HC (2017) 304 Seiten ISBN: 978-3-426-27706-5 19,99 Euro Foto: Soloviova Liudmyla/Fotolia Psyche 14 Gesund in Hamm
Neurodermitis bei Kindern: Gute Pflege und Verständnis helfen Hautausschlag und quälender Juckreiz – wenn ein Kind an Neurodermitis erkrankt, braucht es mehr als nur eine gute Salbe. Wie Eltern ihrem Kind helfen können. Die Haut ist trocken und gerötet – und sie juckt so ungemein. Hinter solchen Beschwerden kann eine Neurodermitis stecken, die sich bei Kindern oft ausgerechnet an den Wangen, am Augenlid oder etwa an den Außenseiten der Arme und Beine zeigt. In einem späteren Stadium können die entzündeten Stellen Bläschen bilden, die mitunter auch noch nässen. Was für eine Qual für die Betroffenen: Der extrem starke Juckreiz stört nachts den Schlaf und tagsüber die Konzentration. Und nicht nur das: „Viele Mädchen und Jungen schämen sich wegen ihres Hautbilds und des Juckens und fühlen sich in Kita oder Schule ausgegrenzt“, sagt die Kieler Dermatologin Prof. Regina Fölster-Holst. Das kann die Lebensqualität der Kinder und auch ihrer Familien einschränken. Den Alltag erträglich gestalten Doch in vielen Fällen ist ein Gegensteuern möglich – mit guter Hautpflege und einer liebevollen Begleitung des erkrankten Kindes. „Steht erst einmal die Diagnose Neurodermitis fest, lässt sich der Alltag für Betroffene sehr wohl erträglich gestalten“, betont Fölster-Holst. Allerdings bedarf es dafür etwas Zeit und Geduld. Gefordert sind dabei alle, nicht nur die kleinen Patienten selbst. Neurodermitis ist eine eher chronische Hauterkrankung. Sie verläuft in Schubform und in unterschiedlichen Stadien. „Das heißt, es gibt Phasen, in denen Betroffene nahezu beschwerdefrei sind“, erklärt die Münchner Hautärztin Marion Moers-Carpi. Bestimmte Triggerfaktoren, die von Kind zu Kind verschieden sind, können einen neuen Schub auslösen. „Als Triggerfaktoren kommen beispielsweise Wolle, Seifen, Tabakrauch, aber auch etwa Schweiß oder Stress oder ganz allgemein Hitze oder Kälte in Frage“, sagt Fölster-Holst. Auch bestimmte Nahrungsmittel wie Milch oder Erdnüsse können mitunter einen Neurodermitis-Schub triggern. Woher kommt die Krankheit? Wichtig zu wissen: „Neurodermitis ist keine ansteckende Hauterkrankung, auch nicht in der akuten Phase“, so Carpi-Moers. Risikofaktor für eine Neurodermitis ist zum einen eine familiär bedingte Veranlagung. Aber: „Studien zeigen, dass in den vergangenen Jahren die Neurodermitis zugenommen hat – und das kann nicht nur an der Genetik liegen“, sagt Moers-Carpi. Auch über die Hygiene-Theorie diskutieren Fachleute laut Moers-Carpi. Demnach waschen sich die Menschen heutzutage zu viel und sind zu sauber, wodurch das Immunsystem geschwächt ist. Mehr als eine Theorie ist das aber bislang nicht. Und wie sieht die Behandlung von Neurodermitis aus? „Ein einheitliches Schema gibt es nicht“, stellt Fölster-Holst klar. Die Hautärztin oder der Hautarzt erstellt einen individuellen Therapieplan für das Kind. Bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wird überprüft, ob die verordnete Therapie noch zielführend oder anzupassen ist. „Die haupttherapeutische Maßnahme ist die Cortisoncreme“, erklärt Moers-Carpi. Es gibt sie in unterschiedlichen Stärken – von Klasse eins bis Klasse vier. Für Kinder ab zwölf Jahren gibt es laut Fölster-Holst auch Medikamente, die ein Arzt oder eine Ärztin alle 14 Tage unter die Haut des oder der Erkrankten spritzt. Das A und O bei der Therapie ist die Hautpflege nach den ärztlichen Vorgaben. „Sie ist auch dann wichtig, wenn das Kind beschwerdefrei ist, schließlich gilt es, einen neuen Schub möglichst zu vermeiden“, so Fölster-Holst. Bei schweren Krankheitsverläufen kann Eltern und Kindern eine Neurodermitisschulung helfen. Die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulungen (AGNES) hat dazu einheitliche Konzepte entwickelt. >>> Sind Kinder von Neurodermitis betroffen, ist Cortisoncreme oft die Therapie der Wahl. Bei kleinen Kindern kann es dann sinnvoll sein, das tägliche Eincremen mit unterhaltsamen Ritualen zu verbinden – etwa Figuren auf die Haut malen. Foto: PantherMedia/ belchonock Foto: PantherMedia/NewAfrica Kinder 15 Gesund in Hamm
Eincremen ist wichtig Wichtig ist auch, genügend Zeit fürs Eincremen einzuplanen. „Lieber morgens etwas früher aufstehen und cremen und es abends nicht hopp-hopp vor dem Zubettgehen machen“, sagt Fölster-Holst. Nicht zuletzt eine hektische Atmosphäre kann Neurodermitis triggern. Braucht das Kind Hilfe, weil es noch klein ist, sollten Eltern das Eincremen mit einem unterhaltsamen Ritual verbinden – etwa Figuren auf die Wange malen, gemeinsam ein Lied singen oder eine Geschichte erzählen. Mit zunehmendemAlter ist es sinnvoll, dass das Mädchen oder der Junge die Pflege der Haut selbständig übernimmt – damit stärken Eltern die Eigenverantwortung des Kindes. Bloß nicht kratzen – diese Regel kann beim schubweise auftretenden Juckreiz schwer fallen, besonders den Kleinen. Zwar helfen in solchen Fällen Medikamente, aber mitunter brauchen sie eine Weile, bis sie wirken. „Damit sich in dieser Übergangsphase Kinder die entzündeten Stellen nicht aufkratzen, bietet es sich an, dass Eltern auf möglichst kurz geschnittene Fingernägel ihres Nachwuchses achten“, so Fölster-Holst. Bei akutem Jucken kann es helfen, die Haut etwa mit einem kalten Waschlappen zu kühlen. Damit sich das Kind nicht im Schlaf die entzündeten Hautstellen aufkratzt, können dünne Baumwollhandschuhe übergezogen werden. Über Neurodermitis reden „Wichtig ist auch, mit den Geschwistern des erkrankten Kindes altersgerecht über Neurodermitis zu reden“, betont Fölster-Holst. So fördern Eltern das Verständnis untereinander. Neurodermitis sollte aber nicht das beherrschende Thema in der Familie sein. „Notfalls legen Eltern fest, dass etwa am Essenstisch über die Erkrankung auf gar keinen Fall gesprochen wird“, so die Dermatologin. Sie rät Müttern und Vätern auch dazu, darauf zu achten, dass nicht nur das erkrankte Kind im Mittelpunkt steht. Eltern sollten auch das Umfeld des Kindes im Blick behalten. Fallen etwa in der Schule oder in der Kita verletzende Bemerkungen? Dann können Mütter und Väter mit Erziehern und Lehrerinnen sprechen und Möglichkeiten ausloten, wie sich die Situation verbessern lässt. Aufklärung über Neurodermitis kann auch spielerisch sein. So hat Fölster-Holst mit einer Pädagogin und einem Komponisten ein Musical erarbeitet und sie hat einen Parcours für Schulen entwickelt, bei dem es spielerisch um Hauterkrankungen und Allergien geht. Unterm Strich gilt laut Fölster-Holst in Sachen Neurodermitis: „Man kann den Betroffenen in vielerlei Hinsicht helfen.“ Aber heilen lässt sich die Krankheit letztendlich nicht. | Sabine Meuter, dpa Auch wenn die Hand-Fuß-Mund-Krankheit bei Kindern bald abklingt, sie bleiben noch sehr lange ansteckend. Das ist gerade beim Wickeln der Kleinsten gut zu wissen. Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, die vor allem jüngere Kinder betrifft, wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Aber nicht nur durch Speichel, Nasen- und Rachensekret, sondern auch durch den Stuhl. Das sollten Eltern und Erzieher wissen, die viel wickeln: Selbst über mikroskopisch geringe Stuhlreste an Händen nach dem Wickeln kann die Infektion übertragen werden. Zwar sind die Betroffenen nur in der ersten Woche sehr ansteckend. Aber die Viren werden noch mehrere Wochen lang über den Stuhl ausgeschieden, so Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Betroffen sind überwiegend Kinder bis zu zehn Jahren. Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit löst Fieber sowie bläschenhafte Hautausschläge aus. Diese bilden sich insbesondere an Hand- und Fußinnenflächen sowie am Gesäß. Auch auf der Mundschleimhaut können sich kleine Geschwüre bilden und Halsschmerzen sind möglich. Nach einer Ansteckung dauert es etwa drei bis zehn Tage, bis die ersten Beschwerden auftreten. Das Tückische: Manche Infizierten zeigen keine Symptome. | (dpa) Vorsicht beim Wickeln: Hand-Fuß-Mund-Krankheit lange übertragbar Foto: Christin Klose/dpa Foto: Florian Schuh/dpa Kinder 16 Gesund in Hamm
Kinder-Duschshampoos: Auf diese Inhaltsstoffe sollten Sie achten Manches will man nicht an seine Haut lassen, erst recht nicht an die von Kindern. Die Zeitschrift „Öko-Test“ hat 18 Duschshampoos getestet – und so manchen bedenklichen Inhaltsstoff gefunden. Kinderkosmetika werben neben einer guten Wirkung mit viel Spaß und häufig auch mit fruchtigen Düften. Wen wundert es da, wenn die Kleinen dann schon mal an der Shampoo-Flasche nippen? Die Zeitschrift „Öko-Test“ (Ausgabe Oktober 2022) hat den Inhalt von 18 solcher Duschshampoos anhand der Angaben auf dem Produkt überprüft und im Labor analysieren lassen. Von welchen Inhaltsstoffen Eltern lieber die Finger lassen und welche sich hingegen gut auf Kinderhaut machen – ein Überblick. Problematisch: • Halogenorganische Verbindungen: Sie wurden in acht der getesteten Duschshampoos für Kinder gefunden. Es handelt sich um eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, die laut „Öko-Test“ Brom, Jod oder Chlor enthalten. Viele der Stoffe gelten als allergieauslösend, manche auch als krebserregend. Die Tester gehen davon aus, dass es sich um ungewollte Rückstände aus der Produktion handelt. Daher ist es schwer, diese ohne Laboranalyse auszumachen. Ein Hinweis darauf, dass Halogenorganische Verbindungen im Produkt vorkommen können, kann der Verweis auf Cocamidopropylbetain bei den Inhaltsstoffen sein. Allerdings verweist die „Öko-Test“ darauf, dass es auch Produkte mit diesem Inhaltsstoff gibt, in denen das Labor keine Halogenorganischen Verbindungen gefunden hat. • PEG/PEG-Derivate: Diese waschaktiven Substanzen schäumen und reinigen. Da sie die Haut aber durchlässiger für Fremdstoffe machen können, wertet die „Öko-Test“ Produkte mit diesen Inhaltsstoffen ab. Die PEG oder PEG-Derivate werden oft gemeinsam mit einer Zahl aufgeführt. Wofür die einzelnen Inhaltsstoffe konkret stehen, kann man etwa in der INCI-Datenbank des Portals Haut.de nachlesen. Empfehlenswert: • Denatoniumbenzoat: Sie sind bunt, sie duften besonders süß und klingen lecker: Das ist das Problem vieler Duschshampoos für Kinder. Sie wirken verführerisch und werden deshalb schon mal getrunken. Das soll so natürlich nicht sein – und mancher Hersteller hilft dabei, das zu verhindern. Etwa mit dem Bitterstoff Denatoniumbenzoat. Er soll dafür sorgen, dass getrunkenes Duschshampoo direkt wieder ausgespuckt wird. Nachteil: In den mit am besten bewerteten Naturkosmetik-Produkten im Test darf dieser Inhaltsstoff nicht eingesetzt werden. Laut „Öko-Test“ setzt ein Unternehmen stattdessen auf unangenehm schmeckende Tenside. | (dpa) Die Testsieger mit Gesamtnote„sehr gut“: • Dreckspatz 3in1 Duschgel Brombeer-Duft von Dresdner Essenz (zertifizierte Naturkosmetik) • Kids 2in1 Shower & Shampoo Fruchtige Orange von Weleda (zertifizierte Naturkosmetik) • Kids 2in1 Festes Shampoo und Duschgel von Foamie • Die Maus Shampoo & Dusche 2in1 Fruchtiger Apfel von Hydrophil • Dusche & Shampoo Cool Diver von Balea • Kids 3in1 Dusche, Shampoo & Pflegespülung Fußball Star von Isana • Kinder Duschspaß 2in1 Rosalie Regenbogen von Tetesept Foto: Schlierner/stock.adobe.com Foto: PantherMedia/IgorVetushko Kinder 17 Gesund in Hamm
RkJQdWJsaXNoZXIy NTkyMTI=